Elisa und die Geschichte, wie sie zu ihrer Stute kam

Elisa berichtet von ihrem Pferdekauf und davon, dass es manchmal ganz anders kommt, als geplant

Die Pferdekauf-Reportage (Teil 1)

08.04.2023
Elisa & UNDRA

Wie findet man sein Traumpferd und welche individuellen Geschichten gibt es? – Hier kommt der erste Teil aus dem „wahren Leben“ zum Thema Pferdekauf: Elisa berichtet, wie sie ihre Stute fand und welche Anekdoten sie über ihr „perfect match“ teilen kann!

Elisa: „Ich war nach reiflichen Überlegungen 2020 zu dem Entschluss gekommen, dass es nun an der Zeit ist, mir meinen Kindheitstraum von einem eigenen Pferd zu erfüllen. Ich hatte meine langjährige Reitbeteiligung durch einen Umzug aufgeben müssen und in dem neuen Stall auch eine neue RB gefunden. Jedoch ist die Beziehung zwischen dem Pferd und mir nicht so gewachsen, wie ich es mir gewünscht hatte.

Die Stallbetreiberin, die gleichzeitig auch Züchterin und meine Trainerin ist, habe ich über meinen Wunsch und Vorhaben des Kaufs eines eigenen Pferdes informiert und mir ihre Unterstützung gewünscht. Da ich Freizeitreiterin bin und mich noch nie mit der Thematik, ein Pferd aus der Fülle an Angeboten auszusuchen, auseinandergesetzt hatte.

Meine Vorstellung war, dass ich mich online über das aktuelle Angebot an Pferden informieren, mir passende und spannende heraussuche und mir dann die Pferde vor Ort anschaue. Ich hatte ganz klare Merkmale definiert, nach denen ich Pferde schon vorsortiert hatte. Ein Wallach sollte es sein, angeritten, zwischen 5 und 8 Jahre alt, viel Tölt und liebenswert. Ein Freizeitpartner eben. Bei den Äußerlichkeiten war ich nicht so festgelegt. Meine preisliche Einschränkung habe ich immer bis 8.000 € angeben. Theoretisch passten die Pferde, die ich nach meiner Suche probierte.

Leider musste ich allerdings schnell feststellen, dass es gar nicht so einfach war, mein Traumpferd zu finden. Nicht aber wegen des Angebots an sich, sondern aufgrund der Erfahrung, dass oft mit Druck versucht wurde, mich zu einer Entscheidung für das angebotene Pferd und zu einem Kauf zu überreden. Vielleicht war 2020 ein besonderes Jahr, weil so viele Käufer nach Pferden gesucht haben und man sich in der Tat schnell für oder gegen ein Pferd entscheiden musste, um den Verkaufsprozess nicht aufzuhalten. Ich hatte den Eindruck, dass ich mich in Bezug auf meine Herzensangelegenheit nicht frei und mit Zeit für oder gegen die angesehenen Pferde entscheiden konnte. Heute, nach dem ersten Pferdekauf, wäre ich da sicher etwas resistenter und entspannter.

Nach diesen Erfahrungen habe ich dann entschieden, dass dieser Weg für mich nicht der richtige war, um mein Pferd kennen zu lernen. Ich habe nach einem Partner fürs Leben gesucht und es war mir wichtig, eine Verbindung zu dem Pferd zu spüren. Allgemein bin ich nicht der Mensch, der sich auf den ersten Blick verliebt oder sofort eine neue Freundin findet.

Im Sommer 2020 habe ich diese Herangehensweise dann über Bord geworfen und mich mit meiner Trainerin dazu entschieden, direkt bei uns auf dem Hof nach Pferden zu schauen, denn sie züchtet auch selbst und hat eine kleine Auswahl zum Verkauf. Durch meine Merkmale, die ich für ein zukünftiges eigenes Pferd getroffen hatte, kamen Pferde aus ihrer Zucht eigentlich aber keine in Frage. Es gab zu dem Zeitpunkt nur „rohe“ Stuten und ich wollte weder ein ganz unausgebildetes Pferd noch wollte ich eine Stute.

Meine Trainerin bot mir an, mir einfach Zeit zu lassen und mich langsam mit den Pferden anzufreunden. Ich durfte über die Bodenarbeit die Zusammenarbeit und auch die Ausbildung der Stuten starten. Nach wenigen Tagen war es dann um mich geschehen – ganz entgegen meiner Vorstellung verliebte ich mich in die junge Stute Smilla! Ich hatte 3 Monate Zeit, sie kennen zu lernen, ehe ich das erste Mal auf ihr saß. Erst dann wurde mir die Frage gestellt, ob ich sie denn kaufen möchte. Ich ließ mein Herz entscheiden und da war klar: Smilla sollte es sein! An sie hatte ich mein Herz verschenkt.

Am Ende habe ich also ein Pferd gekauft, das so gar nicht meinen Kriterien entsprach: Smilla war ungeritten, hat viel Vorwärts und ist sensibel. Gleichzeitig ist sie ein liebevoller Quatschkopf, sehr neugierig und hat mir das Gefühl gegeben, nach dem ich gesucht hatte.“

Wir haben Elisa zu ihrer Pferdekaufs-Geschichte einige Fragen gestellt:

UNDRA: Vorab noch einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten eigenen Pferd! Welche Empfehlungen für den Pferdekauf würdest du anderen Suchenden rückblickend geben?
ELISA: Wenn man kein Profi ist und nach dem ersten Ritt nicht beurteilen kann, was in dem Pferd steckt, dann ist Zeit mit dem Pferd das wichtigste. Ansonsten würde ich immer empfehlen, eine Person an seiner Seite zu haben, die einem ehrlich sagt, ob das Pferd zu einem passt oder nicht. Idealerweise einen Profi, der auch das Gebäude ein bisschen beurteilen kann und sich mit Gangpferden auskennt. Ich denke, eine Pferdesuche ist sehr individuell. Generell sollte man definitiv wissen, was man nicht möchte.

UNDRA: Was muss man beim Probereiten beachten, hast du Tipps?
ELISA: Ich habe darauf geachtet, dass ich das Pferd mit den Verkäufern zusammen aus der Herde/ Stall holen konnte und es nicht schon gesattelt und getrenst auf dem Reitplatz stand. Ich fand auch das Putzen vor dem Reiten wichtig, um zu sehen, wie das Pferd sich so benimmt. Das Hufe-Geben, das Pferd überall anzufassen – all das habe ich mir genau angeschaut, um „Alltagssituation“ zu erleben. In der Regel wurde das Pferd dann geritten präsentiert. Ich habe immer gefragt, ob ich Videos machen darf. Bei den Terminen selbst habe ich immer darauf geachtet, dass ich keinen Zeitdruck habe, und ich habe nach dem Termin immer gefragt, ob ich noch 1-2x wieder kommen könnte, um das Pferd besser kennen zu lernen. Manchmal war das kein Problem und manchmal stieß ich auf Unverständnis.

UNDRA: Haben die Beschreibungen der Pferde mit deinem Eindruck beim Probereiten übereingestimmt?
ELISA: Soweit ich mich erinnere, ja.

UNDRA: Hast du bei deiner Stute eine Ankaufsuntersuchung durchgeführt?
ELISA: Ja, habe ich. Wir haben ein AKU und auch noch mal die Zähne kontrollieren lassen. Natürlich war ich bei dem Termin dabei und habe auch das Pferd vorgestellt. Ich habe nichts röntgen und auch kein Blut abnehmen lassen.

UNDRA: Hast du jemals überlegt, Smilla wieder zu verkaufen?
ELISA: Nein, nie. Ich bin Realistin und durch die jahrelange Erfahrung als Reitbeteiligung mit sehr viel Verantwortung wusste ich genau, was zeitlich und auch finanziell auf mich zukommen würde.

UNDRA: Was ist euer bisher schönstes gemeinsames Erlebnis?
ELISA: Der allererste Ritt auf ihr. Da wurde ich noch geführt und vor uns lief ein anderes Pferd als Orientierungspunkt für Smilla. Um ehrlich zu sein, sind alle „ersten Male“ schöne Erlebnisse mit einem jungen Pferd. Und da ich sie ja von Anbeginn ihrer Ausbildung kenne, hatten wir davon schon viele.

UNDRA: Wie geht es mit deiner Stute heute?
ELISA: Aus meiner Perspektive aus geht es ihr und mir hervorragend. Wir lernen stets voneinander und entwickeln uns gemeinsam weiter. Seit ich sie besitze, habe ich mich reiterlich enorm verbessert.

UNDRA: Würdest du es wieder so machen und dich auch wieder für Smilla entscheiden?
ELISA: Ja, ich würde wieder diesen langen Weg des Kennenlernens gehen und mich wieder so entscheiden. Ich glaube, ein bisschen ist es auch Schicksal.

UNDRA: Wie ist sie unter dem Sattel, wie ist das Reitgefühl?
ELISA: Für meinen Begriff ist sie toll. Sie gibt einem ein gutes Gefühl, aber sie ist definitiv kein „Anfängerpferd“ oder „Kinderpferd“ und ohne professionelle Hilfe für mich nicht möglich, sie auszubilden. Vor Smilla war ich ein verwöhnter Reiter durch leicht zu reitenden Sofa-Tölt meiner Reitbeteiligung/en. Den hat Smilla auch, aber durch ihr Temperament und ihr sensibles Wesen ist es nicht immer so einfach. Zumindest für mich nicht. Ich denke, ein Profi hätte sicher einen anderen Eindruck.

UNDRA: Denks du, dass man sich Pferde zu seinen „Traumpferden“ formen kann?
ELISA: Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass man mit seinen Pferden fast alles erreichen kann, was man sich wünscht, sofern man als Mensch flexibel genug ist. Dazu sollte man ein gewisses Maß an Reflektion, Geduld und Liebe mitbringen. Genauso muss man aber auch realistisch bleiben, denn gewisse Fakten sind gegeben, wie beispielsweise Gangverteilung oder Größe. Oder wenn ein Pferd mental nicht in der Lage ist, auf einem Turnier voller Eindrücke auch nur einen normalen Schritt vor den anderen zu setzen. Dann ist es vielleicht nicht möglich, mit dem Pferd jedes Wochenende an den Start zu gehen. Hier kann der Besitzer natürlich das Beste geben, um das Pferd mit viel Zeit und Geduld an diese Herausforderung heranzuführen. Stellt sich aber kein Fortschritt ein, dann sollte man als Mensch reflektiert genug und pro-Pferd orientiert sein, sich einzugestehen, dass diese Pferd-Reiter-Kombination vielleicht nicht optimal für das ist, was man sich wünscht.

UNDRA: Denkst du, dass du einen anderen Weg gegangen wärest, wenn du vor dem Probereiten der Pferde über deine Trainerin oder an anderen Höfen/im Urlaub noch mehr Pferde geritten wärest? Also wenn du mehr Erfahrungen zu unterschiedlichen Pferden gehabt hättest und dann vielleicht schneller beim Probereiten ein Gefühl hättest entwickeln können?
ELISA: Diese Frage ist für mich mit ja und nein zu beantworten. Mit dem Hintergrund, dass ich mir mit diesem Pferd einen Kindheitstraum erfüllen wollte, nein. Denn dieser Schritt war für etwas absolut besonders. Und mit Smilla habe ich auch etwas absolut Besonderes gefunden. Sie ist eine Aufgabe durch und durch für mich. Ich lerne mit ihr viel über mich und gemeinsam lernen wir reiten. Nicht ohne Fehler und Umwege.

Mit ja, stimme ich für die Erfahrung und einer schnelleren Entwicklung eines Gefühls. Würde ich jetzt wieder vor einer Kaufentscheidung stehen, dann fiele es mir leichter, ein Gefühl zu entwickeln. Es ist jetzt 2,5 Jahre her, dass ich Smilla gekauft habe, und in der Zeit habe ich viel praktische Erfahrung und Wissen gesammelt. Insgesamt ging und geht es mir eher um das Wesen der Pferde, im Freizeitbereich ist das vermutlich auch ein bisschen wichtiger als eine gute Abstammung und herausragendes Gangpotential. Allerdings war mir immer wichtig, dass mein Pferd über ausreichend Tölt verfügt.“

Vielen Dank, liebe Elisa, für deine Zeit und deine Einblicke! Wir wünschen dir mit deiner Smilla weiterhin alles Gute und freuen uns, dass ihr euch gefunden habt!

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